Das Hagen Quartett im Wiener Konzerthaus: Nahezu vollendete Kammermusik

Die "Hagens" nach einem vollendeten Kammerkonzert im Wiener Konzerthaus © Thomas Rauchenwald

Wenn Ludwig van Beethoven die Satzbezeichnung Molto adagio notiert, meint er das auch so und sollte von den Interpreten auch strikt befolgt werden, kann man sich beim bereits völlig ertaubten Komponisten doch nicht mehr auf dessen Metronomangaben verlassen. Das Hagen Quartett in seinem dritten Konzert der laufenden Saison im Zyklus im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses hält sich genau an Beethovens Vorgaben und entfaltet in unendlicher Ruhe den gewaltigen dritten Satz aus dem großen, 1824/1825 entstandenen Streichquartett a-moll op. 132 des Komponisten. Zwischendurch entsteht bei konzentriertem, genauem Zuhören der Eindruck, die Formation wäre imstande, die Zeit still stehen zu lassen, musizieren sie doch mit einer ungeheuren Dichte und Tiefe im Ausdruck bei der Wiedergabe von Beethovens vorletztem Streichquartett am 16. Mai 2024. Dieser erhabene „Dankgesang“ erklingt in schwebender, beinahe schwereloser Klangvirtuosität, unterstrichen vom geradlinigen, zwingenden, fast vibratolosen Spiel der Formation. Da auch der Charakter der übrigen Sätze genau getroffen wird, kann von einer nahezu vollendeten Wiedergabe eines der größten Werke, die Beethoven für Streichquartett geschrieben hat, gesprochen werden.

Vor der Pause gab es das in seiner Motorik bereits an Schostakowitsch vorausweisende Streichquartett Nr. 2 Sz 67 aus 1915 bis 1915 von Béla Bártok – sowie, ganz am Anfang, das berühmte Streichquartett C-Dur Hob.III/77, das sog. „Kaiserquartett“, von Joseph Haydn, wobei das einfach perfekte Zusammenspiel der „Hagens“ zu bestaunen war.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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