Lorenzo Viotti debütiert im philharmonischen Abonnement

Lorenzo Viotti debütiert bei den Wiener Philharmonikern © Thomas Rauchenwald

Im zehnten und letzten Abonnementkonzert der aktuellen Saison hat der aus einer französisch-italienischen Musikerfamilie aus Lausanne stammende, 1990 geborene Lorenzo Viotti seinen ersten Auftritt am Pult der Wiener Philharmoniker. Als Sieger mehrerer renommierter Dirigentenwettbewerbe arbeitet der Dirigent mittlerweile mit den führenden Orchestern der Welt zusammen und ist derzeit Chefdirigent der Niederländischen Nationaloper und des Netherlands Philharmonic Orchestra.

Das Programm des Abonnementkonzertes am 16. Juni 2024 ist überwiegend slawisch, doch sehr abwechslungsreich. Vor der Pause erklingen das „Capriccio espagnol“, op. 34 von Nikolai Rimski-Korsakow und „Die Toteninsel“, Symphonische Dichtung, op. 29 von Sergej Rachmaninow. Das beliebte Werk von Rimsky-Korsakow ist berühmt für seine Orchestrierung, die eine große Percussions-Passage enthält und mehrere Spezialeffekte umfasst, was vom jungen Dirigenten in überschwänglicher Musizierlust ausgekostet wird. Im zweiten Werk verarbeitet Rachmaninow das gleichnamige Gemälde von Arnold Böcklin musikalisch in drei Sätzen, welche symbolisch für das Meer, die Insel und den Tod stehen und auch hier arbeitet Viotti mit satten, kräftigen Pinselstrichen, fein ziselierte Orchesterarbeit hintenanstehen lassend.

Ein ganz besonderes Meisterwerk stellt die nach der Pause gegebene Symphonie Nr. 7 d-moll op. 70 aus der Feder von Antonin Dvorak dar, wo der Komponist einen neuen Ton bei stilistisch vollendeter Reife gefunden hat. Den besonders eindringlichen Ausdruck des Werkes versucht Viotti mit grellen, starken Orchesterfarben zu beschwören, das böhmische Kolorit bleibt dabei bisweilen auf der Strecke, auch die Übergänge gelingen mitunter weniger geschmeidig denn forsch. Ob sich der kämpferisch dramatische Charakter des Werkes nun mit dem patriotischen Wunsch der Tschechen nach einem blühenden Nationalstaat verbunden hat oder nicht, bleibt dahingestellt, dramatisch aufgeladen kommt Viottis Interpretation allemal daher, wenngleich sich dabei auch eine gewisse Eintönigkeit einstellen mag. Der Jubel des Publikums ist dem attraktiven jungen Mann am Pult dennoch sicher.

Themenschwerpunkte
Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert