Neuer „Eiserner Vorhang“ in der Wiener Staatsoper

Bauchhöhle überfliegt Staumauer, Pipilotti Rist, 2024 - Neuer Eiserner Vorhang in der Wiener Staatsoper © Thomas Rauchenwald

Nunmehr bereits zum siebenundzwanzigsten Mal wird er verhängt, der von Rudolf Hermann Eisenmenger kreierte „Eiserne Vorhang“ in der Wiener Staatsoper – um ein Zeichen zu setzen, gegen einen im Nationalsozialismus wie im Nachkriegsösterreich erfolgreich Karriere machenden Künstler, gegen die Verdrängung in der österreichischen Politik, wie der Hausherr, Staatsoperndirektor Dr. Bogdan Roscic, in seinen einleitenden Worten betont.

Für die aktuelle Ausgabe vom »Eisernen Vorhang« in der Wiener Staatsoper, der am 24. September 2024 im Haus am Ring präsentiert wurde, wählte die Jury (Daniel Birnbaum, Bice Curiger und Hans-Ulrich Obrist) das Werk »Bauchhöhle überfliegt Staumauer« der renommierten Künstlerin Pipilotti Rist aus. Das 176 Quadratmeter umfassende, auf drei zusammengeschweißte PVC-Bahnen übertragene Großbild, dessen Motiv die Künstlerin einer älteren Videoarbeit entnommen hat, ist für das Publikum nun bis Ende Juni 2025 vor und nach den Aufführungen sowie in den Pausen wahrzunehmen.

Bei Rists Werk handelt es sich im Wesentlichen um ein Standbild aus einem gleichnamigen Videoloop, wo die unmittelbare Körperlichkeit in der farblichen Verfremdung und der Technizität des medizinischen Bildgebungsverfahrens aufgehoben ist. „Es geht um ein Überschreiten von Grenzen, darum sie zu einzureißen …“, so Dominikus Müller im Folder zum neuen Eisernen Vorhang in der Wiener Staatsoper. Beim Betrachten dieses Farbenrausches kommt dem Betrachter aber auch die Frage in den Sinn, ob das Bild ohne Bauchhöhle nicht noch besser im Zuschauerraum der Wiener Staatsoper gewirkt hätte?

Pipilotti Rist widmet ihre Arbeit ihrem verstorbenen Vater, ehemaliger Stammbesucher am Stehplatz der Wiener Staatsoper.

Zum Abschluss noch kurz ein paar Worte zur Künstlerin selbst: Pipilotti Rist ist eine 1962 geborene, Schweizer Videokünstlerin internationaler Bedeutung, die als Pionierin im Umgang mit den Medien Video und Film einen eigenen, farbenfrohen, unverkennbaren Ausdruck gefunden hat. Musik und Ton haben in ihrem Werk große Bedeutung. Rist hat ihre Heimat, die Schweiz, bereits zweimal, 1997 und 2005, auf der Biennale di Venezia vertreten.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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