Arnold Schönberg zum 150. Geburtstag

Arnold Schönberg. Porträt von Richard Gerstl, 1906, Wien Museum.

„… das Verständnis für meine Musik leidet noch immer darunter, dass mich die Musiker nicht als einen normalen, urgewöhnlichen Komponisten ansehen, der seine mehr oder weniger guten und neuen Themen und Melodien in einer nicht allzu unzureichenden Sprache darstellt – sondern als einen modernen dissonanten Zwölftonexperimentierer. Ich aber wünsche nichts sehnlicher (wenn überhaupt), als dass man … meine Melodien kennt und nachpfeift.“  – so die Wunschvorstellung des Komponisten, 1947 in einem Brief an den Dirigenten Hans Rosbaud geäußert.

Nun, vom Nachpfeifen seiner Melodien ist die Welt auch heute noch weit entfernt, seine Werke werden aber mittlerweile regelmäßig in den Konzertprogrammen gespielt, eine Rezeption ist somit eingetreten.

Arnold Schönberg wurde am 13. September 1874 in Wien geboren. Ab 1901 wirkte er abwechselnd in Wien und Berlin, während der Nazidiktatur 1933 in die Vereinigten Staaten von Amerika emigriert, nahm er dann 1941 die US-Staatsbürgerschaft an. Gestorben ist er am 13. Juli 1951 in Los Angeles.

Der Neutöner Schönberg ist einer der wesentlichsten Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts und war  – gemeinsam mit seinem Schüler Alban Berg und Anton Webern – Zentralgestalt der Zweiten Wiener Schule, die nach Aufgabe der Dur-Moll-Tonalität zur Zwölftonmusik führte, deren Theorie von Schönberg parallel zu Josef Matthias Hauer entwickelt wurde. Diese damals ganz neue, revolutionäre Kompositionstechnik wurde im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts zur seriellen Musik weiterentwickelt und stellt eine der einflussreichsten Entwicklungen in der westlichen Musik überhaupt dar.

„Die Begegnung mit der Musik Arnold Schönbergs wurde zu einem Wendepunkt in meinem musikalischen Leben. … Dabei war mir der Gestus der Musik gar nicht so neu, es klang irgendwie nach Brahms. Aber die Wahl der Töne und die daraus entstehenden Harmonien eröffneten mir eine ganz neue Welt der Empfindung. Schluss mit jeder Sentimentalität, Schluss mit Dur und Moll, ein für alle Mal Schluss mit der heilen Welt, dafür mehr Reibung und harte Dissonanzen, die als solche stehen blieben, ohne aufgelöst zu werden. … Geübte Ohren hatten natürlich schon in Wagners „Tristan und Isolde“ Auflösungserscheinungen wahrgenommen oder in Gustav Mahlers Symphonien unheilsame Entwicklungen vorausgeahnt. Aber dass es tatsächlich jemand wagen würde, jenseits der bewährten und anerkannten Formen, jenseits lieb gewonnener Klänge und scheinbar ewig gültiger harmonischer Beziehungen eine gänzlich neue Tonsprache zu erfinden, war im wahrsten Sinn des Wortes unerhört. … „, so Ingo Metzmacher in seinem Buch „Keine Angst vor neuen Tönen“ über seine Begegnung mit der aufregenden Musik Arnold Schönbergs.

Das Werk von Arnold Schönberg gliedert sich in eine tonale (1897 – 1907), eine atonale (1908 – 1921) und eine zwölftönige (1921 – 1951) Schaffensphase – in seinem Gesamtwerk umfassen also die nicht-zwölftönigen Kompositionen zeitlich und numerisch ungefähr die Hälfte.

SIMPLY CLASSIC möchte zum 150. Geburtstag von Arnold Schönberg am 13. September 2024 alle Musikbegeisterten anregen, sich des Öfteren nicht nur mit den Werken aus der spätromantischen Phase des genialen Tonsetzers, sondern auch mit der „unerhörten Tonsprache“ seiner Kompositionen ab 1908 auseinanderzusetzen, auf deren Komplexität einzulassen: Denn nicht nur das Streichsextett „Verklärte Nacht“ op. 4, die symphonische Dichtung „Pelleas et Melisande“ op. 5 oder die „Gurrelieder“ vermögen zu begeistern, bei genauem Hinhören fesseln auch die beiden Kammersymphonien (Nr. 1 E-Dur op. 9, Nr. 2 es-moll op. 38), die „Fünf Orchesterstücke“ op. 16, das musikalische Monodram „Erwartung“ op. 17, das Melodram „Pierrot Lunaire“ op. 21, die „Variationen für Orchester“ op. 31, das Violinkonzert op. 36, das Klavierkonzert op. 42, „Kol nidre“ op. 39, „A survivor from Warsaw“ op. 46 und die unvollendete Oper „Moses und Aron“. Hochinteressante Werke ihrer Gattung sind auch die vier Streichquartette (Nr. 1 d-moll op. 7, Nr. 2 fis-moll op. 10 mit Sopransolo, Nr. 3 op. 30, Nr. 4 op. 37), das Streichtrio op. 45, die Klaviermusik (op. 11, 19, 23, 25, 33 a & b) sowie seine zahlreichen Liedkompositionen.

Themenschwerpunkte
Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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