Der „Größte seiner Zeit“ – Zum 75. Todestag von Richard Strauss

Bildnis Richard Strauss. Gemälde von Max Liebermann, 1918, Öl auf Leinwand, Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin

Geboren wurde Richard Strauss am 11. Juni 1864 in München. Gestorben ist der politisch auch nicht unumstrittene Komponist, der mit seiner „Elektra“ das Tor zur Moderne bereits weit aufgestoßen hatte, diesen musikalisch-kompositorischen Weg dann aber nicht mehr weiterverfolgte, und – behelfsweise – der Spätromantik zugerechnet wird, am 8. September 1949 in Garmisch-Partenkirchen.

Seit 1908 war das von ihm in diesem bayerischen Skiort gebaute Haus seine Residenz. Dazu gibt es folgende amüsante Anekdote:

Kaiser Wilhelm II. der für Strauss‘ Werke nichts übrighatte, sagte über den Einakter „Salome“: „So soll der Strauss nicht komponieren. Damit schadet er sich!“ – worauf der Komponist lakonisch meinte: „Von diesem Schaden hab‘ ich mir mein Haus in Garmisch gebaut …“.

Kraftvoll, zielbewusst gelangte er zu einer bislang unerreichten Virtuosität nur im, wie er selbst sagte, „äußerst differenzierten Orchester“, womit er Empfindungen äußerte, „die der genialste Wortdichter mit Hilfe des größten Schauspielers und der kompliziertesten Theatermaschinerie niemals zu voller Erscheinung zu bringen imstande ist.“ Artistisch ist seine Orchesterbehandlung, mit unbändiger Freude an der „psychologischen Finesse“.

Mit seinen rattenfängerisch instrumentierten, höchst klangsensualistischen Sinfonischen Dichtungen war sein Wirken jedoch nur zum Teil erfüllt, denn sein dramatisches Musizieren im Sinne des Theaters, was uns bereits in seinen Programmmusiken begegnete, übertrug, ja verfeinerte er nahezu bis zum Exzess auch in der Oper. Im Musiktheater gelang ihm die Quadratur des Kreises, nämlich seine beiden musikalischen Götter, Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Wagner, miteinander zu verschmelzen, besitzt er doch einerseits die schwebende Leichtigkeit Mozarts, andererseits die dramatische Schwere Wagners. Geliebt hat er vor allem die Frauenstimmen, wofür er herrliche Rollen geschaffen hat – auch für sog. „Hosenrollen“, weil ihm vor allem die Tenöre suspekt waren.

Nicht zu vergessen, dass er auch zu den bedeutendsten deutschen Liedkomponisten zu zählen ist und neben seiner Tätigkeit als Komponist ein begnadeter Dirigent und hervorragender Theaterleiter war. Gefeiert wurde er bereits um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als der „Größte seiner Zeit“, überall lag ihm das Publikum zu Füßen, obwohl damals seine großen Musiktheaterwerke noch gar nicht komponiert waren, nur seine kunstfertigen symphonischen Dichtungen.

Sein großer Verdienst ist es nicht zuletzt, heiter und gelassen, wenngleich in seinen letzten Lebensjahren auch wehmütig über die versunkene Welt, ein heiter farbenprächtiges Bild davon für die Menschheit bewahrt zu haben.

Am 8. September 2024 gedenkt die Musikwelt seines 75. Todestages. Lassen wir den – einerseits hochintellektuellen, andererseits bodenständigen Musiker – in Zitaten noch einmal selbst zu Wort kommen:

“Die anderen komponieren, ich mach’ Musikgeschichte.”

“Es ist schwer, Schlüsse zu schreiben. Beethoven und Wagner konnten es. Es können nur die Großen. Ich kann’s auch.”

“Was ein richtiger Musiker sein will, der muss auch eine Speisekarte komponieren können.”

“Wenn nur einer in den ‘Tristan’ geht, dann muss er gegeben werden!”

„Die menschliche Stimme ist das schönste Instrument, aber es ist am schwierigsten zu spielen.“

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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