Einem der größten Symphoniker zum 200. Geburtstag

Anton Bruckner (1824 - 1896) © Bettmann - Fine Art America

Eduard Hanslick hatte seine Symphonien als „Riesenschlangen“ missverstanden, Gustav Mahler hatte über ihn verunglimpfend gesagt, er sei „halb Genie, halb Trottel“: Viel Unsinn wurde über den „Musikanten Gottes“, wie der am 4. September 1824 in Ansfelden bei Linz geborene und am 11. Oktober 1896 in Wien gestorbene Anton Bruckner auch bezeichnet worden ist, geschrieben.  Was (musikwissenschaftliche) Abhandlungen betrifft, zeichnen sich andere gewiss durch höhere Kompetenz aus, auch gibt es über Leben, Charakter und Werk dieses genuinen österreichischen Symphonikers mittlerweile genug an Sekundärliteratur.                               

Zum heutigen 200. Geburtstag darf SIMPLY CLASSIC daher ein paar treffende Zitate über diesen Tonsetzer, für den Komponieren gewiss Dienst an Gott bedeutete, herausgreifen:

„Nur einen kenne ich, der an Beethoven heranreicht, und das ist Bruckner.“ Richard Wagner, Komponist

„Bruckner ist mehr als Musik.“ Rémy Ballot, Dirigent

„Keine vordefinierte Zeit. Sich ausdehnende Räume. Das ist Bruckner für mich.“ Kent Nagano, Dirigent

„Jetzt, wo ich Bruckner gehört hab, hab‘ ich keine Angst mehr vorm Sterben. Bruckner hat mir den Himmel gezeigt. Ein 15-jähriges Mädchen nach dem Hören einer Bruckner-Sinfonie

„Bruckner ist musikhistorisch gesehen ein Meteorit.“ Nikolaus Harnoncourt, Dirigent

„Für Bruckner war Komponieren Licht – das erste Wort Gottes.“ Giuseppe Sinolpoli, Dirigent

„Am Ende einer Bruckner-Symphonie erleben wir ein Gefühl der Vollkommenheit – das Gefühl, durch alles gegangen zu sein. Dass es Bruckner gegeben hat, ist für mich das größte Geschenk Gottes. Seine achte Symphonie ist der Gipfelpunkt der Symphonik.“ Sergiu Celibidache, Dirigent

Non confundar in aeternum (In Ewigkeit nicht vergehen) steht als Inschrift am Sockel auf Anton Bruckners letzter Ruhestätte in der Stiftsbasilika St. Florian. Ich wünsche mir zu seinem Geburtstag – neben den großen Bruckner-Dirigenten unserer Tage – wie beispielsweise Rémy Ballot, Herbert Blomstedt, Markus Poschner, Zubin Mehta, Riccardo Muti, Christian Thielemann, Franz Welser-Möst – auch in Zukunft Dirigenten, die seine ergreifende, erhabene, große Musik in all‘ ihrer Dichte, ihrem Reichtum, ihrer Tiefe wiederzugeben in der Lage sind, sodass man seine Werke weiterhin gelungen im Konzertsaal interpretiert erleben darf und nicht nur auf Aufnahmen bedeutender Interpreten vergangener Tage – zum Beispiel Wilhelm Furtwängler, Eugen Jochum, Herbert von Karajan, Sergiu Celibidache, Nikolaus Harnoncourt, Bernard Haitink, Carlo Maria Giulini, Günter Wand – zurückgreifen muss.

Zum Schluss noch eine CD-Empfehlung – für alle, die sich an Bruckners 200. Geburtstag etwas Besonderes gönnen wollen:

Anton Bruckner, Symphonie Nr. 7. E-Dur, WAB 107, Edition: Robert Haas, Wiener Philharmoniker, Herbert von Karajan, aufgenommen im April 1989 im Großen Musikvereinssaal in Wien, die letzte Aufnahme Karajans, drei Monate vor seinem Tod, erschienen bei der DGG, 439 037-2, eine Aufnahme, die sich aufnahmetechnisch durch enorme Plastizität, Brillanz und natürliche Räumlichkeit des Klangbildes auszeichnet: Wer sich da eine weihrauchgeschwängerte, schleppende Interpretation eines alten Mannes erwartet, wird eines Besseren belehrt. Karajan, der Klangmagier und Klangsensualist, entwickelt von Beginn an einen unvergleichlichen Sog, lässt stark und zwingend musizieren, die Musik fließt und strömt nur so dahin, bei einer Spieldauer von zügigen 66 Minuten wirkt dennoch nichts verhetzt. Ein gewaltiges Crescendo kennzeichnet jeweils die Coda im ersten und vierten Satz, ungemein schmerzlich dringt das zweite Thema des zweiten Satzes ins Herz. Das Orchester ist in allen Instrumentengruppen hervorragend aufgestellt: Schimmernd leuchtende Streicher, weich abgetöntes Holz, rundes Blech, sodass Bruckners Musik in einer nahezu vollendeten Schönheit erstrahlt.

Themenschwerpunkte
Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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