Luc Bondys Inszenierung von Strauss‘ „Salome“ als Rekreation an der Wiener Volksoper

Salome Volksoper Bondy

„Aus religiösen und sittlichen Gründen“ an der Wiener Hofoper (der heutigen Wiener Staatsoper) abgelehnt, fand die erste Inszenierung von „Salome“, der Oper in einem Akt von Richard Strauss, op. 54, mit dem Libretto von Oscar Wilde, in der deutschen Übersetzung von Hedwig Lachmann, eingerichtet vom Komponisten, in Wien zunächst 1910 an der Volksoper statt, wobei die Premiere von Alexander Zemlinsky dirigiert wurde.

Die seit Herbst 2022 amtierende, neue Intendantin der Wiener Volksoper, Lotte de Beer, kann in dieser Saison wegen 125 Jahre Volksoper eine Jubiläumssaison gestalten und wurde als Geburtstagsgeschenk an das Haus von Sponsor Martin Schlaff eine zusätzliche Premiere ermöglicht – eben „Salome“, und zwar in der legendären Inszenierung von Luc Bondy, ursprünglich 1992 für die Salzburger Festspiele als Koproduktion mit dem Théatre Royal de la Monnaie, Brüssel, kreiert. Das Werk wird an der Volksoper von Marie-Louise Bischofberger-Bondy, der Witwe des 2015 verstorbenen Regisseurs, neu einstudiert; die musikalische Leitung hat Noch-Musikdirektor Omer Meir Wellber.

Bondys maßstabsetzende Inszenierung, ein auch in Mailand und London gespielter Regieklassiker, hat mittlerweile Kultstatus, zeigt sie doch gewissermaßen eine Freudianische Deutung des Beziehungsgeflechtes zwischen einer emotional verwirrten Teenagerin, ihrer exzentrischen Mutter und dem machtbesessenen Psychopathen eines Stiefvaters. Bondy im Verein mit der minimalistischen Ausstattung seines Bühnenbildners Erich Wonder fokussiert seine Regiearbeit auf die Konflikte der Handelnden mit intensiver Personenregie.

Opernfreunde in Wien dürfen also gespannt sein und sich auf die erste Premiere und die Produktion an der Wiener Volksoper ab 15. September 2023 freuen.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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