Geboren am 18. November 1899 in Budapest als Jenő Blau, 1921 vor der Ungarischen Räterepublik geflohen, war Eugene Ormandy seit 1927 amerikanischer Staatsbürger. Gestorben ist der US-amerikanischer Geiger und Dirigent ungarischer Herkunft am 12. März 1985 in Philadelphia, Pennsylvania, USA.
Bereits 1931 wurde ihm die Leitung des Minneapolis Symphony Orchestra übertragen, 1936 wurde er zunächst Assistent sowie Ko-Dirigent von Leopold Stokowski beim Philadelphia Orchestra, 1938 wurde er Chefdirigent dieses Orchesters. In den 44 Jahren als Chefdirigent dieses renommierten Klangkörpers prägt er den Klang des Orchesters so sehr, dass man bis heute vom bereits legendären „Philadelphia Sound“ spricht. Das Orchester erwarb sich unter seiner Leitung einen ausgezeichneten Ruf, Ormandy und das Orchester wurden zu einem der meistaufgenommenen Ensembles der Tonträgergeschichte, der Dirigent wurde mit insgesamt fünf Grammys ausgezeichnet. Uraufführungen unter seiner Stabführung galten u. a. dem Violinkonzert von Samuel Barber, dem 3. Klavierkonzert von Bela Bartok und den „Symphonischen Tänzen“ von Sergej Rachmaninoff.
Ormandy wurde oft als „amerikanischer Karajan“ bezeichnet, eine Titulierung, die nicht ganz zutrifft, beide haben jedoch ihre Orchester ähnlich stark geprägt. Exzentrisch glamouröse, klangverändernde Eingriffe in die Partituren, wie sie Stokowski pflegte, waren Ormandy jedoch immer fremd. Wie Karajan war er aber auch einer der größten Begleiter für große Solisten der Nachkriegszeit. Vordergründiges Pathos ist bei seinem ernsten, tiefsinnigen Musizieren nie aufgekommen, oberflächlicher Glanz und aufgesetzte Gloria des Dirigierens waren für ihn unwesentlich, weil im Zentrum seiner Dirigierkunst das Einfangen besonderer Klangstimmungen, eine ungewohnte Akzentuierung sowie die Entfaltung einer wirkungsvollen Homogenität der Interpretation als Eckpfeiler standen.
Sony hat eine besondere CD-Edition – The Columbia Stereo Collection 1958 – 1963 – mit Aufnahmen Ormandys mit Philadelphia herausgebracht. Als empfehlenswert herausgegriffen, weil besonders dirigentisch gestalterisch geprägt, seien davon die beiden Klavierkonzerte (mit Rudolf Serkin) und „Ein deutsches Requiem“ von Brahms, die Violinkonzerte von Sibelius und Tschaikowsky mit David Oistrach, Strauss‘ „Ein Heldenleben“, die Symphonien Nr. 5 und 6 von Tschaikowsky, Rimsky-Korsakows „Sheherezade“ sowie die Symphonie Nr. 4 und das Cellokonzert Nr. 1 (mit Rostropovich) von Schostakowitsch. Eine weitere Edition – The Columbia Stereo Collection 1964 – 1983 – plant Sony im Februar 2025 zu veröffentlichen.