Elogen zum 170. Geburtstag am 3. Juli 2024 des Weltmusik aus der mährischen Provinz schaffenden Komponisten wird es genügend geben, SIMPLY CLASSIC möchte einerseits Leos Janácek in seinen Briefen an die Muse seiner letzten zehn Lebensjahe, Kamila Stösslová, selbst zu Wort kommen lassen, andererseits, am Beginn dieses Beitrages, bemerkenswerte Äußerungen über Person und Werk präsentieren.
„Ich finde, dass zu unseren fünf bekannten Operngöttern – Mozart, Verdi, Strauss, Wagner und Puccini – Janácek als sechster dazugehört. Für mich ist er neben Alban Berg der wichtigste Opernkomponist im 20. Jahrhundert.“ (Franz Welser-Möst auf die Frage, warum er immer wieder Opern von Leos Janácek dirigiert).
„Janacek ist für mich – neben Wagner – die große Entdeckung und Liebe meines Lebens.“ (Anja Silja)
„ … Obwohl die drei Frauenopern („Katja Kabanova“, „Prihody lisky bystroucky“, „Vec Makropulos“; Anmerkung) einander zeitlich so nahestehen, sind ihre Klangwelten ausgesprochen unterschiedlich. Die erschütternde Welt der „Katja Kabanova“, in der die verletzliche menschliche Seele erforscht wird, war seine erste Kamila-Oper und zugleich die leidenschaftlichste; „Die Abenteuer der Füchsin Schlaukopf“ sprechen dagegen von der friedvollen Einstellung eines alten Mannes zum Leben und gehört diese Musik zur innigsten und sentimentalsten, die Janacek je geschrieben hat. Für „Die Sache Makropulos“, wo eine seltsam faszinierende Frau das Geschehen beeinflusst, zog Janacek sein bislang schroffstes, am stärksten dissonantes musikalisches Vokabular heran (nur in „Aus einem Totenhaus“ sollte er in diese Richtung noch einen Schritt weitergehen). Aber „Makropulos“ ist ebenso wie „Katja“ zudem von einer tiefen Leidenschaft geprägt, die erst mit sich ins Reine kommt, wenn die Oper ihre letzten Stadien erreicht – und damit wohl die spannendste Musik erreicht, die Janacek je geschrieben hat; Musik, die zur bedeutendsten des 20. Jahrhunderts zählt.“ (John Tyrrell)
„Beim Komponieren der Oper („Katja Kabanova“, Anmerkung) musste ich eine große, unermessliche Liebe vor Augen haben“. Ihre Tränen benetzten verspielt ihre Wangen, als Sie an Ihren Mann in den wunderbaren Tagen in Luhacovice dachten. Ich war ergriffen. Und beim Komponieren legte ich immer Ihr Bild auf Katja Kabanowa. Katjas Liebe nahm einen anderen Weg, aber es war doch eine große, wundervolle Liebe“ (Leos Janácek an Kamila Stösslová im Februar 1922)
„Sie halten sie (Emilia Marty in „Vec Makropulos“, Anmerkung) für eine Lügnerin, Betrügerin, für eine hysterische Frau – und im Grunde ist sie nur so unglücklich. Ich möchte, dass alle sie gern haben. Ohne Liebe geht es bei mir nicht.“ (Leos Janácek an Kamila Stösslová am 3. März 1925)
„No, einen Krach mache ich und auch Blitze – aber wenn Kamila am Himmelsgewölbe, am Himmelstor erschienen wäre – hätte ich es noch schöner ausgeschmückt!“ (Leos Janácek vor der Uraufführung seiner „Msa glagolskaja“ im November 1927 an Kamila Stösslová.)
„ … Heute früh Regen, nachmittags helle Sonne. Ich bin neugierig, wie INTIME BRIEFE (2. Streichquartett, Anmerkung) wirken werden. Es ist meine erste Komposition, deren Töne durch alles Liebe glühen, was wir einander erlebt haben. Hinter jedem Ton stehst Du, lebhaft, unbändig, liebevoll. Der Duft Deines Körpers, die Feuerglut Deiner Küsse – eigentlich nicht – der meinen. Aber die weiche Zartheit Deiner Lippen. Meine Töne küssen Dich. Rufen Dich leidenschaftlich herbei.“ (Leos Janácek an Kamila Stösslová am 15. April 1928)
„Du bist so nah und immer so weit, Du bist wie ein schwarzes Wölkchen am Himmel; hoch und ich kann Dich nicht erreichen! Ich weiß, Du bist so unermesslich schön; ich weiß nun, niemals werde ich mich mit Deiner Schönheit betrinken dürfen.“ (Leos Janácek an Kamila Stösslova im August 1928)
Ich darf bemerken, dass ich Janáceks Musik zur besten, begnadetsten des 20. Jahrhunderts und überhaupt zähle. Die vielen Reisen – nach Berlin, Brünn, Brüssel, Graz, Lyon, München, Paris, Salzburg – die ich unternommen habe und unternehme, um seine Opern zu erleben, haben mich immer sehr glücklich gemacht.