Die Osterfestspiele Salzburg 2025 stehen unter dem Motto „Wunden und Wunder“ – und stellt, nach dem deutschen Musikschriftsteller Joachim Reiber, Felix Mendelssohn-Bartholdys im August 1846 in Birmingham uraufgeführtes, danach grundlegend überarbeitetes Oratorium ELIAS op. 70 in zwei Teilen für Soli, Chor und Orchester eine große Parabel der Wunden und Wunder dar, weshalb das überaus dramatische Werk bestens geeignet für das Chorkonzert am Karfreitag, den 18. April 2025 ist. Aufgrund seiner packenden szenischen Dramatik und der mitreißenden Chöre erfreut sich die Geschichte des Propheten nach Worten der Heiligen Schrift hoher Beliebtheit und gilt manchen sogar als der Höhepunkt des Schaffens Mendelssohns.
Das herrliche Werk wird im Großen Festspielhaus mit enormer Präsenz und einer wunderbar frischen, dramatischen Interpretation aufgeführt, anstatt getragener Sentimentalität entsteht eine fließende, niemals schleppende Wiedergabe. Dafür sorgen das Mahler Chamber Orchestra, eines der international etabliertesten Kammerorchester, das sich nach anfangs noch etwas harschem Orchesterklang zu einer stark inspirierten Wiedergabe nach der Pause mit abgerundetem Klangbild zu steigern vermag. Löwenanteil daran hat der junge, aus einer Musikerfamilie in Nischni-Nowgorod stammende und sich an diesem Abend verausgabende Dirigent Maxim Emelyanychev mit seiner nahezu schon beschwörend intensiven Deutung des Werkes. Daneben sorgt der von Howard Arman perfekt präparierte Chor des Bayerischen Rundfunk für einfach perfekt homogenen Chorgesang: der Chorpart klingt an diesem Abend gewichtig wie transparent, fein schwebend wie prächtig schallend, mit einfach großartiger Tongebung.
Hätte zuerst Andre Schuen die Titelpartie singen sollen und dieser krankheitsbedingt absagen musste, wäre dann Christian Gerhaher aufgeboten gewesen, der aber ebenfalls seine Mitwirkung aus gesundheitlichen Gründen nicht wahrnehmen konnte, weshalb kurzfristig der derzeit in Erl als Amfortas in Wagners PARSIFAL engagierte Michael Nagy eingesprungen ist. Sein schöner Bariton gestaltet den biblischen Propheten ungemein stark und groß, wartet daneben aber auch mit nobler Zurückhaltung auf, begeistert schließlich mit einer ausgewogenen, rundum überzeugenden, beeindruckenden Gesangsleistung. Solch‘ ausgewiesen hohes interpretatorische Niveau erreichen die restlichen SolistInnen – Emily Pogorelc (Sopran), Wiebke Lehmkuhl (Alt) und Pene Pati (Tenor) – nicht ganz, obwohl sie rundum in ihren Partien gefallen und starken Eindruck hinterlassen. Hervorzuheben sind noch die Chorsolistinnen Magdalena Dijkstra, Ursula Thurmair und Veronika Sammer sowie Felix Hofbauer, Solist des Tölzer Knabenchores.
Ein sehr bewegender, berührender Konzertabend am Karfreitag In Salzburg: alle Ausführenden werden vom Publikum zu Recht heftig akklamiert und überreicht nach dem Konzert Intendant Nikolaus Bachler den von der Familie Karajan gestifteten Herbert-von-Karajan-Preis dem Dirigenten Maxim Emelyanchev und der Mezzosopranistin Nadezhda Karyazina, die bei den Osterfestspielen Salzburg in Mussorgskis Volksdrama CHOWANSCHTSCHINA die Partie der Marfa verkörpert.