Anne-Sophie Mutter und Manfred Honeck zum Saisonauftakt im Wiener Konzerthaus

Anne-Sophie Mutter, Manfred Honeck und Pittsburgh Symphony zur Saisoneröffnung im Wiener Konzerthaus © Thomas Rauchenwald

Zur Saisoneröffnung im Wiener Konzerthaus vor dem Konzert am 7. September 2024 im Großen Saal lädt Intendant Matthias Naske das Publikum ein, auch in der Saison 2024/2025 wieder einen gemeinsamen Weg zu beschreiten.

Nach der 1986 entstandenen, kurzen Fanfare für Orchester „Short Ride in a Fast Machine“ von John Adams, wo das Pittsburgh Symphony Orchestra vor allem mit reich besetztem Schlagwerk und vorzüglichem Blech glänzen kann, gibt sich Anne-Sophie Mutter die Ehre, um gemeinsam mit dem Orchester und seinem Musikdirektor Manfred Honeck, das herrliche Violinkonzert e-moll op. 64 von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu interpretieren. Bereits mit dem unmittelbar vom Soloinstrument vorzutragenden Hauptthema des ersten Satzes bringt die Solistin ihre wunderbar klingende, kostbare Stradivari zum Singen und gelingt es ihr, einen einzigen Bogen über die drei Sätze des schönen Werkes zu spannen. Perfekt erfasst sie mit ihrem gefühlvoll wie zugleich virtuosem Geigenspiel die edle Anmut und holde Melodieseligkeit dieses Konzertes. Nach der schwärmerisch empfindsamen Romanze des zweiten Satzes besticht im dritten Satz, einer musikalisch vollendeten Fantasie aus dem Märchenland der Hochromantik, die Anne-Sophie Mutter in ihrer ganzen Vollendung erfasst, das Zusammenspiel zwischen der Solistin und dem makellosen Orchester. Dem Publikumsjubel folgt als gefällige Zugabe das Thema aus Steven Spielbergs Film „Schindlers List“ von John Williams.

Nach der Pause steht die 1888/1889 entstandene Symphonie Nr. 1 D-Dur „Der Titan“ von Gustav Mahler auf dem Programm, wozu der Komponist von Jean Pauls gleichnamiger Dichtung angeregt wurde und Melodien aus seinem Zyklus „Lieder eines fahrenden Gesellen“ verarbeitet hat. Die Gäste aus Pennsylvania zeigen sich an diesem Abend von ihrer besten Seite, indem sie eine der populärsten Komposition Mahlers mit ihrem Musikdirektor, der bereits in seiner 16. Amtszeit beim Orchester steht, wie aus einem Guss musiziert präsentieren. Auffällig gerät der fein seidige Klang der Streicher sowie das brillante, nie lärmende Blech. Honeck am Pult setzt ganz stark akzentuierte Akzente, manche Stellen nimmt er lustvoll überbetont, seine Interpretation wirkt jung und dynamisch, nie gehetzt, die einzigartig unterschiedlichen Stimmungen des Werkes auskostend, jedoch nie larmoyant. Diese immer kontrolliert durchdachte Werkdeutung Honecks, in ihrem musikantischen Ansatz ein wenig an den großen Mahler-Dirigenten Leonard Bernstein erinnernd, verfehlt natürlich seine Wirkung beim Publikum nicht, das erst nach zwei Zugaben – „Morgenstimmung“ aus der Peer Gynt – Suite Nr. 1 op. 46 von Edvard Grieg und einen rustikal wienerisch angehauchten Walzer aus „Der Rosenkavalier“ op. 59 von Richard Strauss – in die laue Wiener Spätsommernacht entschwindet. Der Saisonauftakt im Wiener Konzerthaus ist hervorragend gelungen.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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