Sie ist eine lebende Legende, die argentinische Ausnahmepianistin Martha Argerich. Und „Martita“, wie sie von ihren zahlreichen Fans auf der ganzen Welt liebevoll genannt wird, gibt sich am 26. April 2025 wieder einmal die Ehre im Wiener Konzerthaus, um das Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 19 von Ludwig van Beethoven zum Besten zu geben.
Ihre Partner sind die Wiener Symphoniker unter der Leitung vom israelischen Pianisten und Dirigenten Lahav Shani, Chefdirigent der Rotterdam Philharmonic Orchestra, Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra und designierter Chefdirigent der Münchner Philharmoniker ab September 2026.
Unglaublich im Grunde, über welch immense Geläufigkeit eine der berühmtesten Pianistinnen der Gegenwart auch im reifen Alter noch verfügt. Beethovens zweites Konzert, vor seinem ersten entstanden, aber erst danach herausgegeben, perlt in jugendlicher Manier nur so aus dem wohltemperierten Steinway. Die Pianistin beeindruckt auch mit ihrem forschen Zugriff wie ihrem temperamentvollen und fein subtilen Klavierspiel, das einfach von höchster, vollendeter Meisterschaft – und Leidenschaft – gekennzeichnet ist. In der Solokadenz im ersten Satz kommt fast ein wenig Wehmut auf, dass diese Künstlerin keine Soloabende mehr spielt und sich dabei den Sonaten von Beethoven widmet. Lange in Erinnerung haften werden auch noch der romantisch verträumt gespielte zweite Satz mit seinen ausschwingenden Kantilenen und das ungemein rasante Rondo zum Abschluss, wo Martha Argerich den Steinway zwischendurch so richtig aufrauschen lässt. Dirigent und Orchester treten in echten Dialog mit der Pianistin, weshalb das Hören zur reinsten Freude gerät. Tosender Applaus des Publikums regen die Pianistin zu zwei Zugaben an. Zunächst erklingt „Traumes Wirren“ aus den Fantasiestücken von Robert Schumann op. 12/7, danach, gemeinsam mit dem Dirigenten, der auch als Partner von Martha Argerich in Duo-Rezitalen auftritt, eine schimmernde „Apothèose. Le Jardin fèerique“ aus „Ma mère l’oye“ in der Fassung für Klavier zu vier Händen von Maurice Ravel.
Wie die Pianistin vor der Pause schöpfen Dirigent und Orchester im zweiten Teil des Konzertes nach der Pause aus dem Vollen, wo „Pelleas und Melisande“, die symphonische Dichtung op. 5 von Arnold Schönberg auf dem Programm steht, die nach den Worten des Komponisten „ganz und gar von Maurice Maeterlincks wundervollem Drama inspiriert ist“. Das spätromantische Werk mit sehr groß besetztem Orchester wird von Lahav Shani und der an diesem Abend in allen Instrumentengruppen hervorragend aufgestellten Formation groß, ungemein stark interpretiert, ganz Schönbergs Willen zu übersteigerter Expressivität entsprechend, sodass die Begegnung mit einem bedeutenden musikalischen Zeugnis des Wiener Jugendstils, das oft als schwülstig überladen betrachtet wird, an diesem Abend mehr als lohnt.