Beim Gastspiel der Tschechischen Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Semyon Bychkov am 11. März 2024 im Wiener Konzerthaus standen ausschließlich Werke von Antonin Dvorák auf dem Programm, dessen Genialität, sprich urwüchsige melodische Kraft, begeisternde Rhythmik sowie eigene Harmonik das Publikum immer wieder zu fesseln verstehen.
Zum Beginn gibt es Karneval. Ouvertüre op. 92, gespielt vom formidablen Orchester unter seinem Chef wie es sein soll, rauschend virtuos; das Stück selbst meint aber nicht den Fasching, sondern das vitale Treiben jugendlichen Daseins.
Vor der Pause zu hören dann noch Dvoráks einziges Klavierkonzert g-moll op. 33, worin Parallelen zu den beiden Klavierkonzerten von Johannes Brahms festgestellt werden können, was Aufbau und Charakter des Stückes eher als „Klaviersymphonie“ denn als virtuoses Solistenkonzert betrifft. Das Werk ist selten zu hören, weil nach Ansicht mancher Pianisten nicht sehr dankbar. Sir András Schiff aber gestaltet den Klavierpart in wunderbarem Zusammenspiel mit dem Orchester äußerst gefühlvoll, dessen beseeltes Klavierspiel auf einem edlen, warm timbrierten Flügel der Marke „Steinway“ aus dem Privatbesitz des Künstlers entpuppt sich im Finalsatz auch als äußerst temperamentvoll, weshalb das durch und durch dem slawisch schwermütigen Kolorit verhaftete Werk in dieser betont innigen Wiedergabe seine Wirkung nicht verfehlt.
Als Hauptwerk des Abends dann eines der populärsten symphonischen Werke überhaupt, die Symphonie Nr. 9 e-moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“, deren immer wieder besondere Wirkung sich aus der gekonnt gelungenen Verschmelzung von Elementen tschechischer und amerikanischer Volksmusik in Form der europäischen Gattung der Symphonie ergibt. Die Interpretation gerät zur reinsten Freude: Idiomatischer, authentischer als dieses Orchester, dem die Spielfreude aus den Gesichtern ihrer mit Begeisterung musizierenden Mitglieder abzulesen ist, geleitet von einem der besten lebenden Dirigenten, kann dieses Werk wohl kaum aufgeführt werden. Aus den Instrumentengruppen treten besonders die böhmisch timbrierten Holzbläser (Englischhorn, Klarinette, Oboe), das glänzende, niemals grelle Blech und die weich wie warm gestrichenen Celli hervor. Bychkovs Tempi sind organisch fließend, seine individuelle Gestaltung des Tempos wie der musikalische Vortrag überhaupt bis in die feinsten Nuancen überzeugend.
Dem lautstarken Publikumsjubel folgt als Zugabe von Orchester und Dirigenten ein nur so in den Saal gepfefferter „Slawischer Tanz C-Dur op. 46 Nr. 1.