Trotz unterschiedlicher Herkunft – eine rumänische Primaria an der ersten Geige, eine koreanisch-australische Violinistin an der zweiten Geige, ein polnischer Bratscher und ein französischer Cellist – ist im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses am Abend des 28. April 2025 perfekt abgestimmtes, zwingend kompaktes Quartettspiel zu erleben. Die vier MusikerInnen des Belcea Quartet haben statt Notenblättern Tablets auf den Pulten, blättern mit Fußtastern um – modern, dem Zeitgeist entsprechend.
Vor der Pause steht ein wahrer Monolith der Quartettliteratur auf dem Programm, das in den Jahren 1904 und 1905 entstandene Streichquartett Nr. 1 d-moll op. 7 von Arnold Schönberg, bei seiner Uraufführung mit Überreaktionen seitens des Publikums bedacht, obwohl durch und durch noch im tonalen Bereich angesiedelt. Heute regt das Werk nicht mehr auf und wenn so interpretiert, nämlich extrem präzise, leidenschaftlich, emotional und expressiv, hört das Publikum aufmerksam und konzentriert zu, stört die Aufführung auch nicht mit den mittlerweile leider üblichen Geräuschen aller Art. Ein Quartett-Abend der Extraklasse bereits vor der Pause.
Nach der Pause setzt sich die hochkarätige Qualität dieses Abends dann nahtlos fort bei einem der Gipfelwerke der Quartettliteratur überhaupt, dem in den Jahren 1825 und 1826 entstandenen Streichquartett Nr. 14 cis-moll op. 131 von Ludwig van Beethoven. Von der traditionellen viersätzigen Form weicht dieses für Ausführende wie ZuhörerInnen gleichsam fordernde Werk mit seinen sieben Teilen am meisten ab. Das Scherzo ausgenommen, reihen sich im gesamten Quartett die Sätze zu Paaren: Fuge und Allegro, Rezitativ und Aria mit Variationen, Scherzo, langsame Einleitung und Finale. Der große, kompakte, höchst expressiv ausgestaltete Gesamtklang der Formation lässt dieses Werk in ungewohntem Licht erscheinen. Stark, transparent, unter Höchstspannung stehend, wird da musiziert und gipfelt die Interpretation in einem ungemein energischen, höchst dramatisch aufgeladenen, finalem Allegro. Dieses Finale hatte Wilhelm von Lenz als „Ankerauswerfen im zeit-, raum- und sorgenlosen Jenseits“ bezeichnet, Richard Wagner hört sogar „den Tanz der Welt selbst“ darin – und das Belcea Quartet begeistert dabei mit seinem intensitätsgeladenen Spiel sondergleichen.
Der Jubel des Publikums fällt lautstark aus: als Zugabe gibt es noch den dritten Satz aus dem letzten abgeschlossenen Werk Beethovens, dem Streichquartett F-Dur op. 135, Lento assai, cantante e tranquillo, zu hören – abgeklärt, ruhig dahinfließend wiedergegeben.