Gustav Mahlers II. Symphonie mild leuchtend wie dramatisch vehement unter Alain Altinoglu im Musikverein

Johannes Prinz, Alain Altinoglu, Chen Reiss, Nora Gubisch, Wiener Symphoniker, Wiener Singverein © Thomas Rauchenwald

Im dritten Konzert ihres Zyklusses bei der Gesellschaft der Musikfreunde Wien haben die Wiener Symphoniker den französischen Dirigenten mit armenischen Wurzeln, Alain Altinoglu, seit 2015 Musikdirektor des Theatre Royal de la Monnaie Brüssel und seit 2012 Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt, ans Pult gebeten, um, unterstützt vom von Johannes Prinz einstudierten Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien wie von namhaften Solistinnen Gustav Mahlers monumentale Symphonie Nr. 2, c-moll, zur Aufführung zu bringen.

Am Abend des 25. Februar 2024 setzt Altinoglu mit dem sehr gut disponierten Orchester, aus dem die besonders rund klingenden Hörner sowie die samtig warm gestrichenen Celli herausragen, auf einen überwiegend milden, mediterran leuchtenden Orchesterklang, dem an den richtigen Stellen auch die nötige Schärfe, Stärke und Dramatik verliehen wird.

Trauermarsch, Totenfeier, Tatkraft, Schmerz, Schicksal wie kurze, schöne Momente – all‘ das prägt den mit Vehemenz, schroff wie zügig gespielten, großformatigen, ersten Satz. Flüssig transparent werden auch der gemächliche Ländler des zweiten wie das groteske Zerrbild des dritten Satzes genommen, bevor die satte Altstimme von Nora Gubisch stimmlichen Wohlklang im vierten Satz – „Urlicht“ aus „Des Knaben Wunderhorn“ verströmt.

Ohne Unterbrechung folgt der monumentale fünfte Satz, wo zum Orchester neben der großen Altstimme von Gubisch auch der sanft schwebende Sopran von Chen Reiss und der mit plastisch differenziertem Chorgesang aufwartende Singverein tritt – zum Text von Friedrich Gottlieb Klopstock, mit Ergänzungen vom Komponisten. Einfach nur mitreißend, fesselnd, wie Altinoglu die Massen zu einer homogenen, nie pauschal lärmenden Einheit zu bündeln versteht, einen immensen Klangraum erzeugt, wo Zeit und Raum im Auferstehungshymnus ihre Bedeutung zu verlieren scheinen. Man wünscht sich diesen exzellenten Dirigenten wieder öfters in Wien!

Das Publikum dankt den Ausführenden lautstark und mit Begeisterung.

Themenschwerpunkte
Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert