Kammermusik von Dmitri Schostakowitsch mit großen Solisten im Wiener Konzerthaus

Dmitri Schostakowitsch (1906-1975)

Abgesehen von einigen frühen Kammermusikwerken aus seiner Studienzeit am Leningrader Konservatorium, setzt das kammermusikalische Schaffen von Dmitri Schostakowitsch, dessen 50. Todestag die Musikwelt im heurigen Jahr gedenkt, erst nach der dritten Symphonie ein. Am 29. Januar 2025 versammeln sich im Großen Saal des Wiener Konzerthauses um den russischen Pianisten Jewgenij Kissin drei Streichersolisten, um die drei Sonaten für Klavier und Streichinstrumente aus der Feder des Komponisten zu interpretieren.

Kissin und der Cellist Gautier Capucon treffen zu Beginn des fordernden Abends Stil und Charakter der Sonate für Violoncello und Klavier d-moll op. 40 aus 1934 genau – sowohl den betont lyrischen, an Sergej Rachmaninoff gemahnenden lyrischen Charakter des ersten, als auch die starken Ostinatowirkungen des zweiten und das kantable Pathos des dritten Satzes. Ungemein beeindruckend der herb glühende Celloton von Capucon in Kombination mit dem stark differenzierten Klavierspiel Kissins.

An zweiter Stelle vor der Pause steht die Sonate für Violine und Klavier G-Dur op. 134 aus 1968, gewidmet David Oistrach zu dessen 60. Geburtstag. An der Violine ist noch einmal einer der bedeutendsten Violinsolisten unserer Tage, Gidon Kremer, zu erleben. Und auch wenn er nicht mehr über die letzten Kraftreserven für expressives Geigenspiel, vor allem im ersten, von punktueller Schärfe gekennzeichnetem Satz verfügt, steht ihm noch tiefe Ausdruckskraft für die Passacaglia des dritten Satzes zur Verfügung. Kissin begeistert auch in diesem Werk mit höchst subtiler Anschlagskultur und ist dem Geiger besonders im zweiten, ganz im Zeichen von zerstörerischer Kraft und Aggressivität stehenden, zweiten Satz eine große Unterstützung.

Nach der Pause dann noch die Sonate für Viola und Klavier op. 147 aus 1975, vollendet wenige Wochen vor dem Tod des Komponisten. Im unruhig dramatisch gespannten ersten und im scherzoartigen, tänzerischen zweiten Satz sind Viola und Klavier gleichberechtigt, erst im abschließenden dritten Satz, einem Adagio, aus dem Töne voller Angst, Trauer und Verzweiflung sprechen, entfaltet die Viola weitgespannte, melodische Linien – Maxim Rysanov lässt sein Instrument ungemein farbenreich, ergreifend, bewegend erklingen, sodass man bedauert, dass es so wenig Werke für die Bratsche gibt. Schlicht ergreifend dann der morendo verklingende Abschied, resignierend, abgeklärt … Die Stille im Saal danach wird leider durch störendes Husten beeinträchtigt.

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Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

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