Zum 100. Todestag von Giacomo Puccini am 29. November 2024 zeigt das Musiktheater Linz in der laufenden Spielzeit 2024/2025 eine Neuproduktion von MADAMA BUTTERFLY mit dem Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem gleichnamigen Schauspiel von David Belasco in der dreiaktigen, am 28. Mai 1904 am Teatro Grande, Brescia, uraufgeführten Fassung.
Bei dem Werk handelt es sich gewiss um Puccinis rührseligste Partitur – ein Umstand, den Dirigent Ingmar Beck mit dem gut aufgestellten Bruckner Orchester Linz am Abend des 28. Februar 2025 stark herausarbeitet, dominiert auf der musikalischen Seite geschmackvoller Lyrismus, wohl auch im Hinblick auf die überwiegend feinen, nicht großen Stimmen, und hätte etwas mehr an vorwärtsdrängendem Drive und dramatischer Italianità nicht geschadet. Bemerkenswert aber, dass das Musiktheater Linz alle vier ProtagonistInnen, neben den kleinen Rollen, aus dem hauseigenen Ensemble überzeugend zu besetzen in der Lage ist. Adam Kim gibt mit wohligem Bariton Sharpless, Matjaz Stopinsek gefällt mit lyrischer Tenoremphase als Benjamin Franklin Pinkerton und nimmt Angela Simkin mit warm geschmeidigem Mezzosopran für sich ein. In der Titelrolle der Cio-Cio-San berührt mit inniger Gestaltung Carina Tybjerg Madsen nach nervösem Beginn mit schön geführtem, höhensicherem Sopran und vollzieht die junge Sängerin bewegend die Wandlung von der bedingungslos liebenden Kindfrau zur niederträchtig verletzten Tragödin.
Die Inszenierung von Isabel Ostermann gerät eigenartig, dennoch im Grunde überzeugend. Obwohl die Oper in der Originalbezeichnung eine „Tragedia giapponese“ darstellt, wird auf Exotik wie Japonismus zur Gänze verzichtet und das Stück in deutlich strukturierter Personenführung zwingend erzählt. Unterstützt wird die Regie von Sabine Mader mit auf das Wesentliche reduziertem Bühnenbild, Julia Burkhardt mit Kostümen aus den 1920er-Jahren und Carolin Röckelein, die ästhetisch stimmige Videos beisteuert. Die Frage, warum der, von Maximilian Fischer dargestellte, dreijährige Sohn von Butterfly und Pinkerton in dieser Regiearbeit ein bereits fünfzehnjähriger Teenager, ganz heutigen Klischees entsprechend ständig am Tablet oder Handy hängend, ist, können wohl nur die Regisseurin und Dramaturgin Anna Maria Jurisch beantworten. Ebenso wenig erschließt sich aus der Inszenierung, warum Cio-Cio-San am tragischen Schluss von ihrem Jungen am Selbstmord gehindert wird und in einem schwarzen, undefinierbaren Raum verschwindet.