„Bruckners Achte Symphonie ist die Krone der Symphonik!“ – bemerkte einmal der große Dirigent Sergiu Celibidache, der die Symphonien des österreichischen Symphonikers Anton Bruckner besonders gern auf seine Konzertprogramme gesetzt hatte. Das Bruckner-Jahr 2024 wirft seine Schatten voraus und haben die Wiener Symphoniker im Wiener Konzerthaus im Rahmen ihres Zyklus nun den international sehr erfolgreichen, österreichischen Dirigenten Manfred Honeck eingeladen, am 6. November 2023 eben die Symphonie Nr. 8, c-moll, WAB 108, von Anton Bruckner in der zweiten Fassung von 1890 (Edition Leopold Nowak) aufzuführen. Im Hinblick auf die Monumentalität des Werkes, die Anforderungen an die Interpreten sowie die Aufnahmefähigkeit des Publikums wird das Werk, das am 18. Dezember 1892 durch die Wiener Philharmoniker unter Hans Richter uraufgeführt wurde und den endgültigen Durchbruch Bruckners auch als Komponist darstellte, wie üblich abendfüllend allein gegeben.
In keinem anderen Werk der Gattung erfüllt sich der Sinn des Symphonischen so umfassend wie in Bruckners VIII. Symphonie und ist sich Manfred Honeck bei seiner Interpretation dieses Glanzstückes der Symphonik insgesamt der Bedeutung dieses außerordentlichen Werkes voll bewusst, indem er von Anfang an dessen majestätische Größe betont und in den Vordergrund rückt. Bereits mit den einleitenden Takten gelingt es ihm mit dem an diesem Abend in allen Gruppen blendend disponierten Orchester eine ungeheure Spannung aufzubauen, den Spannungsbogen über die ganze, grandios ausgefeilte Architektur der vier Sätze zu halten und in einer fulminanten, entfesselt musizierten Coda im vierten Satz zu kulminieren. Der Dirigent wählt dabei ausgewogene, organische Tempi – in den ersten drei Sätzen weder zu langsam noch zu schnell, im vierten Satz im Vergleich zu den drei vorhergehenden auffallend zügig.
Erhabenheit, Größe, Weite – diese Charakteristika des bruckner’schen Werkes scheinen da immer im Fokus zu stehen, sodass eine in sich geschlossene, füllige, kompakte, starke wie kräftige Wiedergabe zu bewundern ist. Die Dynamik wird dabei in Extreme ausgelotet, ein Piano ist wirklich ein solches, ebenso scheut er sich nicht, prächtig starke Forte-Klänge ins Konzerthaus schallen zu lassen. Straff und präzise wird das Orchester an diesem Abend durch die Bruckner-Landschaften geführt und geht die Formation ohne jegliche Ermüdungserscheinungen diese Gangart über die Spieldauer von 85 Minuten begeistert mit.
Exzellent, ja brillant wird dieser Koloss der Symphonik in behutsamer Abstimmung vor dem Auditorium, das an diesem Abend aufmerksamer als sonst scheint, ausgebreitet: Fein abschattiertes Holz steht neben dominantem Blech, ekstatisch flirrende Streicher dürfen da nicht fehlen, Nuancenreichtum des Orchesterklangs dominiert diese zum Prachtklang neigende Deutung.
Das Publikum dankt Manfred Honeck und den Wiener Symphonikern mit langanhaltendem, begeisterndem Beifall. Man ist bestens für nächste Jahr, wo es des oberösterreichischen Meisters 200. Geburtstag zu feiern gilt, gerüstet.