Strauss-Wonnen an der Wiener Staatsoper in der Karwoche

Camilla Nylund und Michael Volle als Arabella und Mandryka © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wenn ich ehrlich bin, gehört ARABELLA zu meinen liebsten Opern, vielleicht dirigiere ich sie sogar noch lieber als den ROSENKAVALIER. Leicht ist diese lyrische Komödie in drei Aufzügen nicht, aber herrlich instrumentiert, deshalb macht es Spass.“ – sagt Dirigent Christian Thielemann über die letzte gemeinsame Oper, die Richard Strauss gemeinsam mit Hugo von Hofmannsthal für das Musiktheater kreiert hat.

In der Karwoche herrscht im Opernbetrieb, was die Staatsopern in Berlin und Wien betrifft, eine nahezu absurde Situation: Philippe Jordan, GMD an der Wiener Staatsoper, dirigiert an der Berliner Staatsoper Unter den Linden eine Serie von Richard Wagners PARSIFAL – und Christian Thielemann, Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper musiziert an der Wiener Staatsoper eine Serie von ARABELLA. Und was Thielemann über das nicht so häufig wie andere Werke von Richard Strauss auf den Spielplänen stehende Stück sagt, hört man in jedem Takt aus seinem Dirigat am 16. April 2025, wo ihn und das Publikum das Orchester der Wiener Staatsoper mit seinem großen, silbrig sinnlichen Klang über den Maßen verwöhnt. Feine, filigrane Stellen lässt Thielemann ebenso zu, im Grunde dominiert an diesem Abend aber ein üppig verschwenderischer, schwelgender Luxussound sondergleichen. Das Orchester ist in allen Gruppen bestens aufgestellt, hör- wie sichtbar erfüllt es jeden Wunsch des Dirigenten, vertrauensvoller kann eine Partnerschaft zwischen einem Orchester und einem Dirigenten wohl nicht mehr sein, sprich klingen wie hörbar sein.

Die aktuelle Produktion der Wiener Staatsoper in der im Repertoire immer noch sehr gut funktionierenden Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf kam im Dezember 2006 zur Premiere, Franz Welser-Möst hatte damals dirigiert, in den Hauptrollen aufgeboten waren KS Adrianne Pieczonka, KS Thomas Hampson und Genia Kühmeier.

Unter dem großen, herrlichen Dirigat von Thielemann sind nun Camilla Nylund eine hinreißende Arabella, mit vollem Ton, wunderbaren Phrasierungen und endlosen Bögen und runden Höhen singt und gestaltet sie diese Partie. Mandryka ist Michael Volle mit imposantem, warmem Bariton, darstellerisch und stimmlich der werkimmanente, richtige Kerl für diese Rolle. Solche Prachtstimmen zu hören, macht einfach nur Freude. Als Zdenka bezaubert Sabine Devieilhe mit zartem, innigem Sopran, berührt mit feinen Tönen. Aus dem Ensemble ragt der saftig polternde Wolfgang Bankl als Graf Waldner heraus, Margaret Plummer als seine Gattin Adelaide steigert sich im Lauf des Abends, wenig überzeugend der stimmlich blasse wie farblose Matteo von Michael Laurenz, rollendeckend solide agieren Ilia Staple als Fiakermillli und die drei gräflichen Verehrer Arabellas – Norbert Ernst (Elemèr), Martin Hässler (Dominik) und Clemens Unterreiner (Lamoral).

Das Publikum feiert am Schluss die ProtagonistInnen, den Dirigenten und das Orchester in gewohnt lautstarker Manier.

Themenschwerpunkte
Portait Thomas Rauchenwald
Thomas Rauchenwald
Autor des Blogs „Simply Classic“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert